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In der übergeordneten Serie METHODEN wollen wir zeigen, wie wir bei TULP arbeiten, wie wir Kreativprozesse einleiten und welcher Hilfsmittel wir uns bedienen. Methoden helfen uns, Erkenntnisse zu gewinnen, Grundlagen festzulegen und Ziele zu definieren. Wer Lust hat, kann den einen oder anderen Ansatz selber testen. Methoden bringen Klarheit und das kann bekanntlich jeder gut gebrauchen.

Fragen stellen als Teil des Kreativprozesses Die meisten Projekte beginnen klassisch mit einem Briefing. Leider sind auch heute Standard Briefings die Normalität, gespickt mit Marketingphrasen und Floskeln, die wenig sagen, wie z.B. in Bezug auf ein neues Messekonzept „Wir wollen modern aussehen.“ Was genau empfindet der Verfasser jedoch unter modern? Welche Farben, Materialien, Haptik schwebt ihm vor? Ist es eher Holz oder Glas? Und warum ist es für den Kunden überhaupt relevant, sich modern zu präsentieren? Ist das wirklich das zu fokussierende Ziel? Bei Rückfragen stellt sich oft heraus, dass der Kunde davon keine klare Vorstellung hat. Früher haben wir bei TULP direkt nach Briefing entworfen. Entschieden wurde auf Kundenseite nach Geschmack und Tagesform. Gründe wie, warum und wofür wurden dabei oft vernachlässigt und nicht immer führte dieser Prozess zu Verständnis und Erfolg auf beiden Seiten.

Heute haben wir aus unseren Fehlern gelernt. Um herauszufinden, was der Kunde tatsächlich braucht, nutzen wir die Macht von Fragen.

Wer, was, warum, wofür? Bei TULP geht es uns darum, mit Fragen etwas auszulösen und Lösungsräume zu öffnen. Es gibt keine richtigen Frage, denn denkt man darüber nach, hört man automatisch nicht mehr richtig zu. Und zuhören ist mindestens genauso wichtig wie fragen. Fragen müssen wertfrei gestellt werden, ohne eigene Meinung, Urteil, Suggestion. Wir alle kennen das Phänomen, dass Kinder Erwachsene in Erklärungsnot bringen mit nur einer Frage: Warum?

Die W-Fragen Methode dient der Problem- und Aufgabenstellung, da sie eine offene Frage erzwingt. Die Fragen Wer?, Was?, Warum?, Wofür?, Wann?, Wie viel?, Womit? und Wie? halten das Gespräch in Schwung, bieten Optionen und regen zum Nachdenken an. Somit können komplexe Problem- oder Aufgabenstellungen in wesentliche Bestandteile zerlegt, Problemdefinitionen überprüft und übergeordnete Zusammenhänge erkannt werden.

Fragen im Designprozess Zunächst sorgen Fragen vor allem dafür, genau und bewusst zuzuhören und die eigene mentale Landkarte auszublenden. Sie bringen Klarheit und helfen herauszufinden was der Kunde wirklich will, so dass ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann.

Die Fragen-Methodik hilft besonders am Anfang die nötige Klarheit für ein Briefing zu erhalten. Die zeitintensive Erstellung des eigentlichen Briefings fällt somit weg. Der Kunde findet schnell heraus, was er braucht, und Missverständnisse und Fehlinterpretationen werden deutlich reduziert. Lösungsansätze und nächste Schritte werden gemeinsam erarbeitet, und neue Denkansätze erhalten eine Chance.

Fragen im Agenturalltag In unserer Arbeit versuchen wir, so viele Fragen wie möglich in die ersten Gespräche einfließen zu lassen. Fragen stellen ist eine Methode, die man lernen kann. Und so versuchen wir auch intern eine Kultur der Fragen zu pflegen, um eigene Muster und Gedanken aus anderen Perspektiven zu sehen. Uns geht es um den Kern, um Aussagen, die auch bei Rückfragen Bestand haben. Durch Fragen kann an sich nicht viel kaputt gehen. Man lernt, nicht einfach hinzunehmen, sondern viel öfter nachzufragen, besser zuzuhören, woraus eine Kultur der Achtsamkeit, der Offenheit und gegenseitigen Hilfe entsteht.